Vor-Ort Bericht
Bericht über den Kenia-Aufenthalt im Februar 2012
08. Februar 12
Am 07.02.12 flogen wir abends in München nach Mombasa ab, wo wir einen Tag
später um 7.00 Uhr früh landeten.
Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren nach Kilifi ins Waisenhaus. Dort wurden wir von
unserer „neuen“ Mama Emily empfangen. Sie kannte uns ja nur von Fotos, aber
unsere Halima, die leider krank im Bett lag, wusste, wer wir sind. Wir haben dieses
Mal niemandem erzählt, dass wir kommen werden.
Anschließend kam auch noch Mercy ins Waisenhaus, um zu nähen. Es sind immer
irgendwelche Sachen zerrissen, die dann mit der Nähmaschine wieder geflickt
werden müssen. Mama Alice ist zur Mittagszeit gekommen, um Emily abzulösen.
Eric schaute dann auch noch vorbei. Wir vereinbarten mit ihm für den nächsten Tag
einige Termine. Am Nachmittag kam dann Josef aus Malindi, er hatte vormittags
Schule.
Alle waren sehr erstaunt uns zu sehen, freuten sich aber richtig. Am meisten
natürlich die Kinder, als sie zum Mittagessen nach Hause kamen. Sie wollten später
gar nicht mehr in Schule gehen, aber wir versprachen ihnen, dass wir auch am
Abend noch da wären und wir sogar bei ihnen schlafen würden. Da sind sie
gesprungen. Mittags kochte Emily Greengrams (Erbsen) mit Reis, am Abend gab es
dann Bohnen mit Ugali. Beides schmeckte sehr gut.
Die großen Kinder hatten bis spät am Nachmittag Schule und dann noch viele
Hausaufgaben auf. Ich machte mit Agnes noch bis 9.00 Uhr abends
Mathehausaufgaben. Es waren Divisionsrechnungen, so wie ich sie als Kind gelernt
hatte. Ich weiß nicht, wie die Kinder bei uns das heute rechnen. Lucy und Neema
gingen noch mal von 6.00 Uhr bis 08.00 Uhr abends in die Nachhilfe. Sie kamen
hungrig zurück und mussten auch noch Hausaufgaben machen.
Roland und ich gingen um 9.00 Uhr ins Bett und schliefen, trotz für uns hohem
Lärmpegel, gut. Es spielt sich ja alles vor den Hütten beziehungsweise auf der
Straße ab.
09. Februar
Um 5.00 Uhr früh wurde ich vom Muhezin geweckt, schlief aber wieder weiter, bis die
Kinder aufstanden. Da stieg der Lärmpegel natürlich an, aber ich schlief dann doch
noch bis 08.00 Uhr, Roland bis 9.00 Uhr, wir hatten einiges nachzuholen.
Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem TucTuc nach Kilifi. Wir trafen uns mit Eric
und erledigten die Bankgeschäfte.
Dann fuhren wir weiter zu Helka, unserer jüngsten Mama, nach Mranarani, sie hatte
vor einigen Tagen einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Es ist ein ganz süßer
Junge und hat den Namen Handra. Leider ist es trotz Aufklärung bei ihr genauso wie
bei vielen anderen jungen Mädchen, sie lernen einen jungen Mann kennen, verlieben
sich, werden schwanger, und der Mann verdrückt sich. Schade, dass es bei Helka,
unserem ersten Patenkind, jetzt auch so gekommen ist. Aber sie hat ja unsere
Unterstützung. Nach ca. drei Monaten will sie auch wieder bei uns arbeiten.
Anschließend fuhren wir wieder zurück, kauften in Kilifi im neuen Kaufhaus
Trinkbecher, Löffel, eine Banga und Gutis ein. Dann ging es weiter zum
Gemüsemarkt. Dort kauften wir noch Bananen, Mangos und Orangen.
Am späten Nachmittag waren wir wieder im Waisenhaus und wenig später kamen die
ersten Kinder aus der Schule. Ich machte mit den Kindern Hausaufgaben, sie freuten
sich, dass ich ihnen half. Dann gab es zum Abendessen Bohnen und Ugali und zum
Nachtisch Mangos. Lucy und Neema kamen erst um halb neun Uhr abends vom
Nachhilfeunterricht, Albert holte sie ab. Sie aßen dann noch und erledigten ihre
Hausaufgaben. Lucy lernte um 11.00 Uhr immer noch. Sie tut sich etwas schwer und
braucht darum noch länger.
10. Februar
Heute Morgen regnete es ein bisschen. Wir fuhren nach dem Kaffeetrinken nach Kilifi
und ließen unsere Pässe in der Bank kopieren. Dann frühstückten wir wieder im
Baroness. Ich trank wieder den frisch gepressten Mangosaft. Daraufhin fuhren wir ins
Hotel Bofa-Resort, das letztes Jahr neu eröffnet wurde, und fragten nach dem Preis
für eine Übernachtung. Wir wollen die letzten paar Tage noch in einem Hotel
verbringen und ausspannen. Pro Tag kostet das Zimmer mit Frühstück für zwei
Personen 4000,- KSH, das ist günstig. Anschließend gingen wir ins Kilifi Bay und
fragten dort nach dem Preis. Nachdem wir die letzten Jahre immer dort gewesen
waren, erhofften wir uns einen günstigen Preis, aber leider war uns der zu hoch. Also
fuhren wir wieder zurück ins Bofa Hotel und buchten dort. Wir haben Zugang zum
Strand und es liegt sehr ruhig. Wir freuen uns darauf.
Dann kam Josef vom College und wir mieteten uns in Kilifi ein Auto, mit dem wir
dann zum Grundstück fuhren. Als wir es eingezäunt sahen, merkten wir erst, wie
groß es ist. In unserer Fantasie malten wir uns aus, wo später einmal das
Waisenhaus stehen soll, daneben die Küche und in noch entfernterer Zukunft das
„Gästehaus“ für Besucher. Der Platz für den Gemüsegarten planten wir, auch den
Stall für die Ziegen und Hühner und den Platz für die Hunde, die das alles
“bewachen“ sollen. Viel Platz bleibt dann noch für den Anbau von Mais, Sukumawiki
(ähnlich Spinat), Chicha (wie Mangold), Kasawa (eine Wurzel, schmeckt wie
Kohlrabi) und anderen Gemüsesorten. Wir haben einige Cashwehnussbäume,
ebenso Mangobäume, aber leider keine Kokosnusspalmen und Papayabäume. Wir
werden aber demnächst welche pflanzen. Aber zuerst muss das Grundstück gerodet
werden, viele Büsche, Sträucher und andere Pflanzen müssen entfernt werden,
bevor wir den Traktor bestellen können, um zu ackern, zu düngen und anzupflanzen.
Dann brauchen wir viel Glück, dass die Regenzeit ergiebig ist und alles gut
anwächst. Wenn wir dann eine gute Ernte haben, können wir einen großen Teil der
Grundnahrungsmittel aus eigenem Anbau decken. Wir fotografierten und filmten
unser Grundstück ausgiebig und fuhren dann zu Abdilla und den von Hofheim
gesponserten Kinder von Mama Andrea. Es geht ihnen gut.
Dann fuhren wir zurück ins Waisenhaus. Die kleineren Kinder waren hier, sie haben
nur bis Mittag Schule, vom Kindergarten bis Klasse 3. Die Kinder spielten, machten
Hausaufgaben und lernten. Um halb fünf kamen dann die größeren Mädchen aus der
Schule. Dann fingen die Mädchen an sich zu duschen, bei 21 Mädchen zieht sich
das hin! Zum Abendessen gab es Fleisch, Sukumawiki und Ugali. Nun mussten Lucy
und Neema wieder zur Nachhilfe, die bis halb neun dauerte. Anschließend mussten
sie noch Hausaufgaben machen und lernen. Josef, Roland und ich gingen nach dem
Abendessen in eine Buschbar auf ein Bier. Das war auch neu für mich. Es war
Freitagabend und auch einige Einheimische waren auf ein Bier da. In der Buschbar
wurde frische Ziege zubereitet, man konnte es riechen! Nach circa einer Stunde
traten wir mit einer Taschenlampe bewaffnet den Rückweg an
Lala Salama!
11. Februar
Heute Morgen wurden wir von geschäftigem Treiben geweckt. Die Kinder kehrten
und wischten ihre Zimmer, die Kleidung wurde schön eingeräumt und die
Schmutzwäsche gewaschen. Es war ein großes Trara, Roland fühlte sich an seine
Zeit bei der Bundeswehr erinnert, alle putzten irgendwo irgendwas. Zum Schluss war
alles sauber, auch unser Zimmer, welches wir nicht selber sauber machen durften.
Dann frühstückten wir alle noch zusammen, es gab Tee mit Milch und Toastbrot mit
Margarine, wir tranken Kaffee. Als kleine Bolohnung gab es dann Limo für alle.
Die Mädchen warteten schon ungeduldig auf Josef. Wir hatten ausgemacht, wenn er
da wäre, würden wir zusammen ins neue Kaufhaus Tuskys gehen, ähnlich wie bei
uns der Marktkauf. Halima war auch wieder gesund und konnte mitgehen. Wir
nahmen den Weg durch Marembo nach Kilifi Town und wir waren schnell dort, die
Kinder waren neugierig auf das neue Einkaufszentrum, sie wollten sehen, was sie
bisher nur vom Hörensagen kannten. Dort angekommen gingen wir zusammen durch
das Kaufhaus. Mit großen Augen bestaunten sie alles. Viele Dinge kannten sie nicht,
da wurde zum Beispiel eine Wohnzimmervitrine mit Glas ungläubig inspiziert. Die
Kühltheke mit Wurst, Fleisch, Joghurt und Käse war ebenfalls ganz neu.
Elektrogeräte wie Flatscreen, Waschmaschine oder Kühlschrank wurden bestaunt.
Dann gingen wir in die Schreibwarenabteilung. Lucy und Neema brauchten für das
Examen ein Klemmbrett zum Schreiben. Sie haben auch eines gefunden und haben
das billigste genommen. So sind unsere Mädchen! Gleich daneben war dann die
Spielwarenabteilung! Das war ein Highlight! Sie standen mit großen Augen vor
Barbie und Co. Wie besprochen wurde aber nichts angefasst, nur gestaunt. Ich sagte
dann, sie dürfen sich ein Teil für alle aussuchen. Die Wahl fiel einstimmig auf eine
Klarsichttasche gefüllt mit Bürste, Kamm, Föhn, Spiegel, Handy, Haarklammern, aber
alles nur in Spielausfertigung. Dann ging es zur Kasse. Kurz vorher machten wir
noch einen Stopp bei der Eistruhe. Jedes Mädchen und natürlich auch wir
Erwachsenen außer Roland, der musste draußen bei unseren Taschen und
Getränkeflaschen warten, den haben wir nicht mitgezählt, bekamen ein Eis.
Nachdem wir das Eis gegessen hatten und den Müll entsorgt hatten, gingen wir
wieder nach Hause. Der Heimweg zog sich etwas hin, es war sehr heiß und die
Neugier war ja schon gestillt.
Zu Hause wartete dann schon die Friseuse zum Haareflechten. Einige Mädchen
gingen gleich duschen, andere schliefen auf den Bänken ein. Nach dem
Abendessen, es gab Fisch, der wurde zu fast 100 % verwertet, außer den Gräten
aßen sie alles. Sogar den Kopf, der soll laut Chuchu „süß“ schmecken. Für uns gab
es nur die Beilagen, beim Fisch passten wir. Als Nachtisch zuckersüße Mango.
Lala Salama.
12. Februar
Heute waren wir schon um 5.00 Uhr früh aufgestanden, um zu Lucys Familie zu
fahren. Sie braucht eine ID-Card (Pass). Neema war auch schon auf und wusch mit
Mama Alice die Wäsche von den kleineren Mädchen. Lucy war sehr nervös und hatte
sich schön gemacht. Sie hatte ihre Familie seit mehr als drei Jahren nicht mehr
gesehen. Lucy ist ein Mädchen, die der Staat in unsere Obhut überstellt hat, da ihre
Eltern sie weder ernähren noch in die Schule schicken konnten. Jetzt verstehen wir
auch, warum Lucy vom kenianischen Staat trotz Elternhaus zu uns geschickt wurde!
Wir glaubten zu wissen, was Armut in Kenia ist, wir glaubten auch zu wissen, was für
schlechte Straßen es in Kenia gibt, weit gefehlt. Zuerst fuhren wir nach Malindi und
holten dort Lucys Bruder ab, der uns den Weg in ihr Heimatdorf zeigte. Wir fuhren
Richtung Lamu, Grenzgebiet zu Somalia, in den Busch, auf der einzigen Piste, wo
alles transportiert wird, was dort gebraucht wird. Erst war es nur holprig und staubig,
dann änderte sich das Gelände, es wurde bergiger und eigentlich nicht befahrbar.
Das merkten wir spätestens, als wir einen Seitenspoiler verloren. Die
Reisegeschwindigkeit betrug unter Schrittgeschwindigkeit bis schneller Schritt. So
mancher Walker hätte uns überholt. Es wurde auch zunehmend heißer. Unterwegs
stieg ein weiterer Bruder von Lucy zu, wir waren dann zu sechst in einem normalen
PKW.
Das letzte Wegstück mussten wir dann zu Fuß bewältigen, um unseren Leihwagen in
einem Stück wieder nach Hause bringen zu können. Lucy freute sich riesig, endlich
konnte sie ihre Eltern und Geschwister wieder sehen. Die Unterkunft der Eltern ist
nicht zu beschreiben. Die Wetterseite ist durch eine Schilfwand geschützt, ein
Makutidach auf Pflöcken, geschlafen wird auf dem Boden, ein „Bett“ stand in der
Ecke die „Matratze“ bestand aus ein paar Seilen, die Kochstelle war am offenen
Ende der Hütte, und was am allerschlimmsten ist, es gibt kein Wasser. Jeder Liter
muss kilometerweit transportiert werden. Alles ist braun, es hat schon sehr lange
nicht mehr geregnet. Es gibt keine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Alles, was sie
essen, wird mühsam selbst angepflanzt, ein paar Ziegen, ein paar Hühner, hier wird
noch getauscht wie bei uns vor langer, langer Zeit. Es müsste regnen, um ernten zu
können. Der Dorfälteste, der Papa und Josef hatten sich inzwischen um die Papiere
gekümmert, die wir brauchen, um für Lucy einen Ausweis beantragen zu können. Wir
unterhielten uns mit Händen und Füßen mit den Geschwistern und Tanten. Wir
konnten sehen, dass sie sehr stolz auf Lucy waren. Durch ihre Schulbildung kann sie
vielleicht später ihre Familie unterstützen. Die Mama war ein bisschen ängstlich, weil
ihre Tochter so weit weg ist. Wir machten viele Fotos von Lucy mit ihrer Familie und
dann machten wir uns auf den Rückweg. Wir wussten nun, was uns straßenmäßig
erwartet, und wollten nicht zu spät noch unterwegs sein. Auf dem Rückweg
versperrte uns ein Bus, der liegengeblieben war, den Weg, aber durch geschicktes
Manövrieren schafften wir es an ihm vorbei zu kommen. Die Buspassagiere schliefen
derweilen am Straßenrand.
Als wir am späten Nachmittag zu Hause angekommen waren, gönnten wir uns ein
Essen im Baroness. Bei unserer Ankunft im Waisenhaus hatte Lucy ihren
Schwestern viel zu erzählen. Die kamen gerade aus der Kirche, wo heute nach dem
Gottesdienst eine Party war. Ein Abendessen brauchten wir dann nicht mehr. Wir
haben uns noch lange über die Eindrücke dieses Tages unterhalten und mussten
erkennen, dass wir noch lange nicht alles über Land und Leute wissen.
Lala Salama.
13. Februar
Wir standen um 8.00 Uhr auf und hatten am Vormittag einen Bürotag. Wir waren den
ganzen Tag im Waisenhaus und unterhielten uns mit den Mamas und den Kinder,
um sie so besser kennenzulernen, mehr zu verstehen. Die Mängel im Waisenhaus
wurden notiert, um sie reparieren zu lassen. Abends machten wir mit den Kindern
Hausaufgaben und stellten dabei fest, dass Conny mit der 2. Klasse überfordert ist.
Wir wollen Eric fragen, ob es nicht besser ist, sie noch einmal in die 1. Klasse zu
schicken.
14. Februar
Um 8 Uhr kam Abdilla, wir fuhren mit ihm nach Kilifi, um einige Probleme im Projekt
von Andrea zu besprechen. Nach einem Telefonat mit Andrea in Deutschland war
alles geklärt und wir gingen zu Eric ins Büro. Leider war er nicht da und so gingen wir
wieder ins Baroness. Nach einem kleinen Frühstück kauften wir noch Bananen für
unsere Schützlinge und dann führen wir wieder zurück ins Waisenhaus.
Dort trafen wir auf eine unangemeldete Kontrolle der kenianischen Behörden. Unsere
erste Mama Mercy war sichtlich froh, als sie uns sah. Ausgerechnet heute konnten
wir weder Eric noch Josef erreichen, Josef war in Malindi im College, Eric hatte den
ganzen Tag ein Meeting mit der Stadtverwaltung von Kilifi. Acht Kenianer aus den
unterschiedlichsten Behörden wie Jugendamt, Gesundheitsamt, Bauamt, ein Priester
usw. kontrollierten unser Waisenhaus. Alle drei Jahre muss die Genehmigung für ein
Waisenhaus erneuert werden. Bei uns ist es jetzt soweit. Sie stellten uns viele
Fragen aus allen Bereichen über die Abläufe im Waisenhaus. Sie prüften alle
Dokumente, die Buchführung, den täglichen Bericht vom Waisenhaus, den
Speiseplan, sie inspizierten die Zimmer und die Kleidung, die Noten der Kinder, eben
einfach alles. Nach circa zwei Stunden verabschiedeten sie sich, bedankten sich für
die gute Arbeit. Sie wollen uns in den nächsten Tagen einen Bericht darüber
zuschicken.
Inzwischen waren auch die Kinder von der Schule gekommen und wir aßen
gemeinsam zu Mittag. Lucy bat mich, heute Nachmittag mit ihr in die Schule zu
gehen, da Elternsprechtag für die Schüler der Abschlussklasse war. Sie strahlte
übers ganze Gesicht, als ich ihr zusagte. Wir waren um halb zwei in der Schule und
gingen erst einmal in die Klassen, in denen unsere Kinder waren. Dann gingen wir in
die „School-Hall“ und trafen dort auf circa 110 Kinder, die auf ihre Eltern warteten.
Wir waren die ersten! Nach fast einer Stunde waren dann ungefähr 60 Eltern,
entweder Vater oder Mutter, anwesend. Der Konrektor schickte dann die Schüler,
deren Eltern noch nicht da waren, nach Hause, um sie zu holen. Der Konrektor
sprach als Erster, dann jede Klassenlehrerin, das waren nochmals vier. Nach und
nach trafen die restlichen Eltern mit Kind ein. Wir saßen auf kenianischen
Schulbänken, es war eng, heiß und stickig, aber das Schlimmste für uns war, dass
das Meeting in Landessprache abgehalten wurde. Wir verstanden drei Stunden kein
Wort beziehungsweise nur ein paar Wörter. Später kam dann Josef noch und Roland
und ich gingen nach dreieinhalb Stunden zurück ins Waisenhaus. Josef kam dann
gut eine Stunde später mit Lucy zurück.
Den ganzen Tag gab es in Marembo keinen Strom und, was noch schlimmer war,
kein Wasser. Josef fuhr mit dem TucTuc bis nach Mnarani, um einige Kanister mit
Wasser zu füllen. Unser Reservoir war leider am Abend aufgebraucht. Da es um
sieben Uhr abends stockdunkel ist und wir nur zwei Taschenlampen hatten, wurde
früh gebetet und um acht Uhr waren bis auf Lucy und Neema, die noch Nachhilfe
hatten, alle im Bett.
Lala Salama
15. Februar
Wir schliefen heute aus, das heißt, nachdem die Kinder weg waren, schliefen wir
noch gut eine Stunde weiter. Dann kam Eric und wir besprachen mit ihm die gestrige
Kontrolle. Er will ins Children Office gehen, um eine Abschlussbesprechung in der
Zeit zu vereinbaren, in der wir noch hier sind. Auch über Lucy und ihre Zukunft
redeten wir. Eric ist auch der Meinung, dass Conny wieder in die erste Klasse zurück
soll, und er will sich darum kümmern.
Mit den Mamas planten wir dann die nächsten Tage. Wir werden am Samstag für die
Kinder ihr Lieblingsessen machen lassen, das ist Mahembre, so ähnlich wie Kücherl,
Bohnen, Sukumawiki und Neema-Sosse. Am Sonntag nach der Kirche wollen wir an
den Strand fahren. Am Nachmittag kam Josef und wir besprachen bis abends das
Kassenbuch, einige von ihm vorgeschlagene Neuerungen setzten wir um und wir
lernten mit den Kindern. Nach dem Abendessen und, nachdem alles aufgeräumt
worden war, wurde gesungen, gebetet und ins Bett gegangen.
16. Februar
Heute Vormittag packten wir unsere Sachen und zogen für die letzten Tage ins Hotel
Bofa Resort. Es ist ein neues Hotel mit zwei Studios und acht Zelten, die mit
Makutidächern überdacht sind. Es ist sehr schön hier, leider gibt es etwas Baulärm,
da noch ein großes Haus mit Zimmern entsteht. Der Bruder von Josef, Kennedy,
arbeitet hier seit einer Woche. Am Nachmittag gingen wir an den Strand und
begrüßten die Strandverkäufer, wir kennen sie alle seit Jahren. Dann noch in den
Pool, der zwar etwas klein ist, aber er reicht, um sich zu „erfrischen“. Später
besuchte uns dann noch Josef, Abendessen und Lala Salama.
17. Februar
Nach dem Frühstück, das in dem Hotel in Ordnung ist, fuhren wir ins
Einkaufszentrum und kauften Handtücher fürs Waisenhaus. Sie mussten dringend
ausgetauscht werden. Für uns nahmen wir noch Getränke mit, Kekse und
Süßigkeiten für die Kinder. Mittags waren wir wieder im Hotel. Um 14.00 Uhr hatten
wir einen Termin mit Eric und Josef, aber der Chef vom Kontrollgremium sagte
kurzfristig ab. Der Termin wurde auf Sonntagvormittag 10.00 Uhr verschoben. So
besprachen wir unter uns noch einige Sachen. Abendessen, etwas lesen und Lala
Salama.
18. Februar
Nach dem Frühstück gingen wir heute zu den Verkäufern am Strand und kauften für
das Afrikafest in der Schule Nassenfels und im Sommer in Ingolstadt einige typisch
kenianische Holzschnitzereien. Auch ein paar Halsketten und Tücher erstanden wir.
Das Handeln, das hier typisch ist, fällt uns immer noch schwer. Weil sie wissen, was
wir tun, bekommen wir gute Preise. Nebenbei fingen wir uns einen Sonnenbrand ein.
Mit lauter Schauen, Aussuchen und Palavern vergaßen wir die afrikanische Sonne.
Ohne Sonnenschutz ist man nach 20 Minuten verbrannt. Zur Erfrischung sprangen
wir in den Pool.
Um 13.00 Uhr fuhren wir zu den Kindern ins Waisenhaus. Sie erwarteten uns schon
sehnsüchtig. Wir bestellten bei Mama Mercy das Lieblingsessen der Mädchen,
Bohnen, Neema-Sosse, Chabati und Mahamre. Zum Trinken gab es Limo. Es
schmeckte uns allen sehr gut. Ich sagte zu den Mamas, das Essen sei besser als im
Hotel. Darüber freuten sie sich sehr.
Nach dem Essen und Abspülen verteilten wir dann endlich die mitgebrachte
Kleidung. Das ist immer ein riesiger Spaß. Auch die Handtücher gaben wir aus.
Anschließend machten wir eine Modenschau. Jedes Mädchen und auch die Mamas
führten ihre neuen Kleidungsstücke vor. Es war noch lustiger als das Verteilen der
Kleidung.
Dann machten wir noch Fotos in der Schuluniform für unsere Homepage. Inzwischen
war es 17.00 Uhr und die Mädchen mussten in die Kirche zur Probe für Sonntag.
Wir fuhren ins Hotel zurück und sprangen noch einmal in den Pool. Einige
Einheimische waren auch zum Schwimmen da. Wir sind die einzigen Mzungos
(Weiße).
Wieder ein schöner Tag zu Ende! Abendessen und dann ins Bett. Lala Salama
19. Februar
Heute Vormittag um 10.00 Uhr kam Eric zu uns ins Hotel. Wir sprachen mit ihm über
das Grundstück. Momentan wird gerodet, vier Nachbarn haben diesen Job
übernommen. Ausgestattet mit Bangas und Harken rücken sie dem Wildwuchs zu
Leibe. Wir beginnen auch mit der Errichtung eines Gebäudes, das einen festen
Untergrund und Aufbau hat und mit Wellblech gedeckt wird. Es wird auch eine
Wasserleitung hingelegt. Das Gebäude soll für die Lagerung der Werkzeuge genutzt
werden, später für die Ernte und ist zugleich Unterkunft für unseren Farmer und
Wächter (Caretaker). In den nächsten Tagen kommt dann ein Traktor, der ackert, zu
Beginn der Regenzeit wird dann angepflanzt und gedüngt. Wenn die Pflanzen
schließlich aus dem Boden wachsen, muss noch gegen Unkraut und Schädlinge
gespritzt werden. Wenn genug Regen kommt, erhoffen wir uns eine gute Ernte und
damit eine Reduzierung der monatlichen Kosten für die Grundnahrungsmittel.
Es wird Mais und Kasawa angebaut, am tiefsten Punkt vom Grundstück ist ein
Wasserloch und dort wollen wir Tomaten, Karotten, Sukumawiki und Mchicha
anbauen.
Wir sprachen dann noch über einige für uns notwendige Veränderungen im
Waisenhaus. Nach acht Tagen im Waisenhaus hatten wir einen besseren Eindruck
bekommen. Wir redeten über unsere Ideen mit Eric und fragten ihn, ob sie auch
umsetzbar wären. Er stimmte zu und will sich im nächsten Monat um die Umsetzung
kümmern. Unsere bisherige Ersatzmama für Helka, Emily, wollen wir fest anstellen.
Sie bekommt einen Arbeitsvertrag. Wenn Helka im April aus ihrem
„Schwangerschaftsurlaub“ zurückkommt, wird Josef einen neuen Arbeitsplan
erstellen, da Helka in nächster Zeit nur tagsüber arbeiten wird. Die Arbeit wird immer
mehr, daher haben wir uns zu diesem Schritt entschieden.
Wir werden zuhause mit der Vorstandschaft über die Löhne sprechen müssen. Das
Leben hier ist sehr teuer geworden und wir werden wohl die Löhne demnächst
erhöhen müssen. Emily hat vor uns in einem anderen Waisenhaus gearbeitet und da
hat sie als einfache Mama 7.000,- KSH monatlich bekommen. Wir zahlen ihr die
ersten sechs Monate 4.000,- KSH und dann 5.000,- KSH.
Am Nachmittag fuhren wir mit den Kindern an den Strand beim Baobab-Hotel. Wir
nahmen Kekse und Getränke mit und hatten viel Spaß. Anschließend fuhr Josef mit
uns ins Hotel und wir sprachen mit ihm über die Belieferung mit Lebensmitteln und
über das, was sonst noch in Zukunft verändert wird.
Abendessen, Lala Salama
20. Februar
Nach dem Frühstück fuhren wir nochmals zu Helka nach Mnarani. Wir brachten ihr
ein paar Sachen für sie und ihr Baby und sprachen mit ihr über ihre Zukunft.
Eventuell lässt sie sich die Permanentpille setzen. Wir zahlten die Miete für drei
Monate und gaben ihr noch etwas Bargeld für die nächsten Wochen. Sie hat ja
momentan keine Einkünfte. Mutterschaftsgeld gibt es hier nicht!
Anschließend sind wir nochmals ins Tuskys Einkaufszentrum gefahren, um einige
Gewürze und Getränke zu kaufen. Dann ging es weiter zur Bank. Im Baroness
stärkten wir uns kurz und dann ging es weiter ins Waisenhaus. Die Kinder waren
gerade mit dem Mittagessen fertig und so hatten wir noch Gelegenheit mit ihnen zu
reden, bis sie wieder zurück in die Schule mussten. Leider waren May und Shara
krank. Aber ich denke, es ist nicht so schlimm.
Um 13.00 Uhr begann Mercy ihre Schicht. Sie hat uns nochmals gesagt, dass es
sehr gut war und sie sich auch sehr gefreut hat, dass wir acht Tage im Waisenhaus
gelebt haben, und wir sollen beim nächsten Besuch wieder bei ihnen wohnen. Wir
sagten auch zu, da es wirklich für beide Seiten neue Erkenntnisse und Verständnis
bringt. Auch die Beziehung zu den Kindern wurde inniger. Sie haben die letzte Scheu
abgelegt. Das Gespräch mit Mercy war für beide Seiten sehr wichtig. Wir sagten ihr
auch, wie gut sie das Waisenhaus führt. Wir kamen ohne Ankündigung ins
Waisenhaus und alles hat super gepasst.
Um 16.00 Uhr fuhren wir ins Hotel zurück. Ein Sprung in den Pool, dann kam auch
schon Josef. Er hatte wegen einer Erkältung keine Stimme. Er erzählte uns trotzdem,
dass er auf dem Weg von Malindi nach Kilifi am Grundstück vorbeigefahren war, da
sich ein Arbeiter mit der Machete schwer am Fuß verletzt hatte. Er brachte ihn ins
Krankenhaus, wo die Wunde genäht wurde, anschließend wieder zurück in seine
Hütte. Wir aßen noch zusammen zu Abend, besprachen Einiges. Morgen ist ja unser
letzter Tag, erst um halb zehn fuhr er nach Kilifi zurück.
21. Februar
Wir standen schon früh auf und fingen nach dem Frühstück an die Koffer zu packen.
Wir hatten ja wieder einige Sachen eingekauft, die wir dann in verschiedenen
Märkten bei uns verkaufen wollen. Roland ging ins Kilifi Bay Hotel, um unseren
Rückflug zu bestätigen, da wir keine Telefonnummer von Air-Berlin Mombasa haben.
Dann gingen wir noch an den Pool und fuhren um 3.00 Uhr ins Waisenhaus, um uns
von den Kindern zu verabschieden.
Im Waisenhaus bekamen wir dann noch Besuch. Manase, der Animateur vom Kilifi-
Bay Hotel, kam mit ein paar Polen auf seiner Busch-Tour bei uns vorbei. Roland
zeigte ihnen unser Waisenhaus und die Kinder sangen noch für sie. Dann kam der
Abschied. Die Kinder erwarteten von uns, dass wir eine kleine Rede halten. Roland
machte das gut, ich allerdings kämpfte wie immer mit den Tränen. Auch Josef und
Mama Mercy sprachen noch einige Worte des Dankes. Wir sollen auf alle Fälle beim
nächsten Besuch wieder im Waisenhaus wohnen. Chuchu, Njoki, Wanjiru, Agnes
und die kleine Rehema weinten beim Abschied sehr. Auch die größeren Kinder
hatten Tränen in den Augen. Ich auch ... Josef fuhr noch mit ins Hotel, auch Eric kam
hinzu. Wir aßen zusammen zu Abend, sprachen nochmals die wichtigsten Sachen an
und dann fuhren beide nach Hause. Wir packten die Koffer fertig und gingen ins Bett.
22. Februar
Um 05.30 Uhr holte uns Josef vom Hotel ab. Wir fuhren nach Mombasa zum
Flughafen und kamen dort relativ pünktlich an. Es warteten viele Urlauber auf die
Abfertigung. Wir verabschiedeten uns jetzt auch von Josef und reihten uns in die
Warteschlange ein. Das Flugzeug startete mit 30 Minuten Verspätung und landete
dadurch auch eine halbe Stunde zu spät in München. Am liebsten hätten wir gleich
wieder eingecheckt, um wieder zu unseren Kindern zu fliegen. Nach einer Stunde
Wartezeit fuhren wir mit dem Bus nach Ingolstadt und um 19.00 Uhr waren wir nach
zwei Wochen wieder zu Hause.